«Free WLAN!». Mit diesem Angebot versuchen uns Restaurants bereits seit Jahren in ihre Lokale zu locken. Doch nun, wo gefühlt jedes Lokal gratis den Zugang zum Internet anbietet, könnte der Trend kippen. Von Online zu Offline. Sprich: Demnächst halten wir vielleicht Ausschau nach Restaurants, in denen das Smartphone keinen Platz hat.

Davon überzeugt ist Daniel Häni vom «Unternehmen Mitte». Das Kaffeehaus war vor rund 20 Jahren das erste Lokal in Basel, das gratis WLAN anbot. Nun ist die Mitte der erste Betrieb in der Rheinstadt, der eine «Offline-Zone» geschaffen hat. Ein Bereich, in dem die Gäste angehalten sind, auf Smartphone und Laptop zu verzichten.

Für Häni der nächste logische Schritt. «Viele haben genug davon, dauernd erreichbar zu sein und sehnen sich danach, zwischendurch aus der digitalen Welt auszubrechen. Sich wieder einmal auf das analoge Hier und Jetzt konzentrieren zu können.» Dazu sei ein Kaffeehaus der richtige Platz. 

Häni betont aber, dass es kein Verbot sei und auf Freiwilligkeit beruhe. Wer demnach im Offline-Bereich sein Smartphone zückt und surft, wird weder ermahnt noch darauf angesprochen. Die Folge: Bis jetzt halten sich erst wenige daran. «Von vielen wird die Signalisation gar übersehen», sagt Häni mit Humor. «Sie sind zu sehr mit ihrem Smartphone beschäftigt.»

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Konsequenter sind die Wirte des Restaurants und Hotels Rosenlaui. Hier im historischen Hotel oberhalb der Reichenbachfälle ist das Smartphone beim Abendessen ausdrücklich unerwünscht. Und die Regel, die seit dieser Saison gilt, wird auch durchgesetzt.

«Das Smartphone stört die Gesprächskultur», begründet Jakob Kehrli, der gemeinsam mit seinen Eltern das Restaurant und Hotel im Berner Oberland führt. «Statt etwas auszudiskutieren wird das Smartphone gezückt und gegoogelt.» Damit sei die Diskussion beendet.

Kehrli stimmt zu, dass man nun argumentieren könne, dass dies ihn und seine Eltern nicht zu kümmern habe. Doch: «Hier ist unser Zuhause. Und hier möchten wir nicht, dass man die ganze Zeit auf sein Smartphone starrt.» Auch weil den Gästen dadurch viel entgehe. «Es braucht die volle Aufmerksamkeit, um die Atmosphäre im traditionellen Haus wahrnehmen und geniessen zu können.» Kehrli fügt selbstironisch hinzu: «Vielleicht sind wir aber auch einfach Hinterwäldler.»

Das Hotel Rosenlaui

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Das Verbot stösst nicht bei jedem Gast auf Verständnis, führt teilweise auch zu Diskussionen. Zur Freude von Kehrli. «Das wollen wir genau. Unser Verbot soll Gedanken und Gespräche provozieren: Welchen Stellenwert hat das Smartphone mittlerweile für uns und wie gehen wir mit dieser Technologie um?» Damit meint Kehrli auch die Fotofunktion. Im Haus gilt seit drei Jahren ein Fotoverbot, auch um andere Gäste davor zu schützen, ungewollt fotografiert zu werden.

Im Gegensatz zum Rosenlaui wird auf der Website des Chateau Salavaux mit dem offline Bereich geworben. «Alle unsere Zimmer sind WLAN-freie Zone», kann man auf der Website lesen. Seit diesem Jahr bietet das Hotel und Restaurant auch das passende Angebot dazu an: Wer «Offline – der neue Luxus» bucht, wird in einem Zimmer mit persönlicher Bibliothek untergebracht und erhält ein Offline-Spiel als Geschenk. Im zum Hotel gehörenden Restaurant sieht man es zudem eher ungern, wenn Gäste ihr Handy benutzen. «Dazu ist unsere Lounge da», sagt Gastgeber und Schlossherr Raymond Schauss. «Hier hat es gut funktionierendes WLAN.»

Wer Ferien frei von möglichst vielen Strahlen sucht, wird im Hotel Crown in Andermatt fündig. Dieses bewirbt sich als erstes Hotel in der Schweiz ohne Strahlenbelastung. Der Fokus liegt dabei auf Elektrosmog, Erdstrahlen und unausgeglichenen Erdmagnetfeldern. «Gut schlafen und sich während der Nacht richtig erholen und regenerieren ist heutzutage in den meisten Hotels nicht mehr möglich», begründet das Hotel Crown auf der Website. Zum Konzept, das gemeinsam mit der Geopathologie Schweiz entwickelt wurde, gehört auch, dass das WLAN des Hotels zwischen 23 Uhr und 6 Uhr abgestellt wird.

Den ganzen Tag auf das WLAN zu verzichten, stehe nicht zur Diskussion, sagt Herbert Blum, Verwaltungsratspräsident des Projekts. «Zwar gab es auch schon Gäste, die sich dies gewünscht haben, doch wir halten das Abschalten des WLANs über die Nacht als guten Kompromiss.» Wer ins Internet will, kann dies mit dem Laptop immer noch tun. In jedem Zimmer hat es einen Kabelanschluss.